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Geschichten der Beagle-Gang "Ein Silvesterausflug der anderen Art"

... Ein Silvesterausflug der anderen art

 

So gar manches mal schwelge ich in Erinnerungen und so war es auch an einem Sonntag im März 2016 - 

Die Sonne scheint, ich sitze im Wintergarten und meine Beagles Coroner und Harper genießen die Sonne mit mir. Im Wintergarten liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, „dass liebte auch mein Waffle“ geht mir durch den Kopf. Es ist Sonntagmorgens und ich habe frei. Ich hörte den Hahn krähen, denn die Fenster vom Wintergarten sind gekippt. Der Kaffee, den ich mir gerade gemacht habe, riecht so lecker und ich spüre die ersten Sonnenstrahlen auf meiner Nase. Heute Nacht habe ich leider nicht so gut geschlafen, ob Vollmond war?

In den Weinbergen ist jetzt langsam wieder viel los, die Winzer bereiten alles vor, damit es im Herbst eine reiche Ernte gibt. Wie ich so in meinen Gedanken schwelge, denke ich an einen sehr kalten und trüben Silvestertag 2010 zurück. Wafflechen war gerade 14 Monate alt und es war der 31.12.2010, Silvester. Wir konnten morgens ausschlafen und genossen das natürlich. Waffles zweites Silvester; wir waren schon gespannt, wie Waffle und auch wir, das zweite Silvester erleben werden. „Es wird also spannend heute“, dachte ich. Viele Hunde haben leider Silvesterangst. Im ersten Jahr, als er gerade mal den vierten Tag bei uns war, hat er sein erstes Silvester glatt verschlafen. Im Laufe seines ersten Jahres bei uns hat er schon so manche Geräusche erlebt und immer ziemlich gelassen reagiert. Der Vormittag verging wie im Fluge, wir waren dabei, alles für Silvester vorzubereiten, da wir heute noch Besuch bekommen sollten. Mein Schwager mit Sohn und Partnerin und ihrer Hündin Lady, wollten mit uns den letzten Tag im alten Jahr gemeinsam verbringen. Ich freute mich schon sehr und war gespannt, wie Waffle mit Lady umgeht, schließlich war er noch ein Jungspund und gerade in seiner Testosteronphase, da kommt doch eine Hündin zu Besuch gerade recht.

 

 Es war kurz vor fünfzehn Uhr, als unser Besuch klingelte. Pünktlich, wie vereinbart, stand unser Besuch vor der Haustür. Wir wollten mit den Hunden noch einen schönen Spaziergang in die Weinberge machen. Gesagt getan, wir begrüßten uns alle sehr herzlich und machten dann auch gleich auf den Weg, damit wir noch bei Tageslicht spazieren gehen konnten. Es war eiskalt und ich hatte meine Neoprenstiefel angezogen, weil es nichts Schöneres gibt, als warme und trockene Füße beim Spazierengehen. Das war eine gute Entscheidung, wie sich später noch herausstellte. Mein Schwager und sein Sohn hatten keine Lust mitzugehen, sie blieben lieber im Warmen und wollten auf das Raclette aufpassen, welches wir am Silvesterabend noch in gemütlicher Runde genießen wollten. Auf das Raclette aufpassen, eine blödere Ausrede konnte dem Sohn meines Schwagers nicht einfallen. Er ging einfach nicht so gerne spazieren und sein Vater blieb natürlich solidarisch bei ihm. Also machten wir uns zu dritt mit den zwei Hunden auf den Weg. Wir liefen in Richtung Palmberg. Es war so herrlich kalte, klare Luft und als wir auf der Höhe oben ankamen, war es nicht mehr ganz so düster und nebelig.

 Einfach wunderbar, um das alte Jahr noch gemütlich und entspannt ausklingen zu lassen und sich einfach einen schönen Silvestertag mit der Familie zu machen. Wir ließen Waffle und Lady dann auch von der Leine, damit sie ein bisschen rumtoben und springen konnten. Das fanden beide toll. Die Hunde ließen es sich gutgehen und liefen um uns herum, während wir ein wenig über Gott und die Welt plapperten. Ich beobachtete dabei immer wieder mal die Hunde. Die beiden hatten sichtlich Spaß beim Rumtollen. Wir liefen weiter, spazierten durch die Weinberge und plötzlich beobachtete ich, dass Waffle nicht mehr ganz so interessiert daran war, mit Lady zu spielen. Ich hatte ich so ein komisches Gefühl und dachte, dass ich ihn lieber mal an die Leine nehme, hier springen ja ab und an auch Hasen rum. Ich hatte mich ja schlau gemacht und hatte gelesen, dass Beagles es lieben, Hasenspuren zu verfolgen. Gerade wollte ich Waffle anleinen, als er ein Stück zu weit in die Weinberge reinlief und ich ihn nicht mehr zu greifen bekam. Er machte plötzliche schnelle Bewegungen und seine Nase klebte förmlich am Boden. Oh nein, plötzlich fing Waffle an, Spurlaut zu geben und schon verfolgte er die Hasenspur. Weg war er und ich hörte nur noch sein lautes Geläut. Mein Herz fing an, wie wild schlagen und mir schossen sofort die Tränen in die Augen. Ich war wie erstarrt. Oh nein, das darf doch nicht wahr sein! Es wird doch gleich dunkel! Meine Schwägerin hatte Lady zwischenzeitlich angeleint und auch sie bekam die blanke Panik. Da hörten wir ihn wieder, Waffles Spurlaut, in doch schon beachtlicher Entfernung. Ich schrie: „NEIIIIIN. Mein Wafflechen …“ Er war weg und mir wurde abwechselnd heiß und kalt. „Hoffentlich passiert ihm nichts!“, dachte ich, denn unten verläuft die Landstraße. Außerdem ist doch Silvester und die Knallerei geht bald los! Bei dem Gedanken schnürte es mir die Kehle zusammen und ich spürte wieder so einen dicken Kloß im Hals. Ich war voller Panik und obwohl es eiskalt war, bekam ich Schweißausbrüche! Oh Gott, oh Gott hoffentlich läuft er nicht vor Angst auf die Straße! Ich war wie gelähmt. Mein Mann nahm das Zepter in die Hand und wir verteilten uns zum Suchen. Zwischendurch hörten wir Waffle immer mal über seinen Spurlaut, aber dann war es auch immer wieder mal mucksmäuschenstill! Mir blieb der Atem stehen, ich war außer mir vor Angst. Wir müssen ihn finden, dachte ich. Eine Weile später kamen Spaziergänger, und ich fragte gleicht nach, ob sie Waffle gesehen hatten. Leider bekam ich nur ein Nein als Antwort und die tröstenden Worte, dass ihr Hund auch schon öfters weggelaufen war und dann immer zu Hause vor der Haustür gehockt sei. Da sie Waffle kannten, bat ich sie, uns zu informieren, wenn sie ihn sehen oder finden. Es war gerade wieder so still und ich dachte, vielleicht ist er wirklich schon nach Hause gelaufen? Oh Gott nein, da ist doch die Landstraße dazwischen. Ich hatte panische Angst um mein Wafflechen. Mir fiel ein, dass mein Schwager und sein Sohn ja zu Hause bei uns waren und ich rief ihn gleich an und fragte nach. NEIN, Waffle war nicht nach Hause gekommen. Ich bat meinen Schwager, zu kommen und Taschenlampen mitzubringen. Mittlerweile wurde es dunkel und wir sahen kaum noch etwas. Sein Sohn blieb zu Hause, falls Waffle doch noch auftauchen sollte. Kaum war ich fertig mit dem Telefonat, hörte ich wieder Waffles Spurlaut! Oh, er musste hier ganz in meiner Nähe sein! Ich lief zwischen den Weinreben durch und hoffte, ihn zu sehen. Aber nein, er war nicht in der gleichen Reihe und leider konnte ich nicht zwischen den Rebenreihen durch, da der Winzer hier Drähte entlang den Rebstöcken gespannt hatte. Ich ging wieder auf den Weg und ortete Waffles Spurlaut. Wieder hörte ich ihn ein paar Minuten und versuchte dem Spurlaut zu folgen, aber dann war wieder Totenstille. Meine Verzweiflung wuchs mit fortgeschrittener Stunde. Es war mittlerweile stockdunkel! Oh nein, mein Waffle. Ich fing an, bitterlich zu weinen und zu schreien. Mein Mann beruhigte mich und dann kam mein Schwager mit den Taschenlampen. Endlich ein wenig Licht! Ich beruhigte mich wieder und wir verteilten uns zwischen den Weinfeldern und horchten auf den nächsten Spurlaut von Waffle. Da war wieder ein Geräusch, als würde etwas durch die Reben laufen. Alle bis auf meinen Schwager, waren von der Stelle mindestens gefühlte 500 Meter entfernt. Mein Schwager aber war in Nähe und hatte ihn entdeckt. Aber er war wieder in der falschen Reihe, so dass er ihn nicht zu fassen bekam. Wieder der Spurlaut von Waffle und kein Erfolg! Langsam war ich am Anfang eines Nervenzusammenbruchs. Aber ich riss mich zusammen. Wir mussten ihn weitersuchen und mussten ihn finden, denn es war Silvester und die Knallerei und das Feuerwerk würden um Mitternacht losgehen. „Oh Gott“, dachte ich, „er wird überfahren, er erschrickt ganz fürchterlich und läuft noch weiter weg … „ All diese Dinge gingen mir ständig durch den Kopf! Ich war verzweifelt. Dann wieder der Spurlaut in der Nähe meines Schwagers und das Geräusch kam näher, endlich! Mein Schwager war in der gleichen Rebenreihe und konnte ihn festhalten. Ich war in der übernächsten Reihe und sackte erst einmal zusammen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was mir für ein dicker Stein vom Herzen gefallen ist. Mein Wafflechen! Er war wieder bei uns! Ich hatte Todesängste ausgestanden und war jetzt so glücklich und dankbar, dass er wieder bei uns war. Ich drückte Waffle an mich und merkte, wie verschwitzt er war. „Hm“, dachte ich, „Jagen ist wohl eine schweißtreibende Angelegenheit.“ Jetzt aber nichts wie nach Hause! Waffle stand noch so unter Adrenalin, dass er nicht ansprechbar war und auch kein Leckerchen annahm. Erst jetzt merkte ich, wie eisig es war. Trotz Neoprenstiefel waren meine Füße eiskalt.

Durchgefroren, aber glücklich, liefen wir gegen 19.00 Uhr nach Hause. Zuhause angekommen, machte ich uns allen erst einmal einen warmen Kaffee und es gab ein Stück Kuchen. Ja, wir sprachen noch lange über den etwas anderen Silvesterausflug. Danach machten wir uns an den genüsslichen Teil, nämlich leckeres Raclette. So hatten wir noch einen gemütlichen Silvesterabend und konnten entspannt ins neue Jahr reinfeiern. Lady beruhigte sich nicht so ganz und zitterte doch sehr, als es knallte. Waffle war noch eine Zeitlang wach, schlief aber dann doch noch vor Mitternacht vor Erschöpfung in seiner Schlafbox ein. Waffles Schlafbox hatten wir vor unserem Ausflug aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer gestellt, damit er sich hier zurückziehen konnte. So verschlief er tatsächlich auch das zweite Silvester. Kurz vor Mitternacht standen wir mit einem Glas Sekt zum Anstoßen in der Hand im Wintergarten und schauten das Feuerwerk um uns herum an. Punkt 0.00 Uhr stießen wir alle überglücklich auf das neue Jahr an, und ich war unendlich froh, dass das alte doch so gut ausgegangen war. Ich meinte dann nur zu allen: „Nächstes Silvester passiert mir das nicht mehr, ich mache mich in den nächsten Tagen gleich auf die Suche nach einem Antijagdtraining für Waffle, damit ich so etwas nicht mehr erleben muss.“ Welchen Stein ich da ins Rollen brachte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Alle grinsten mich an und nickten mit dem Kopf. Nach dem Anstoßen saßen wir noch gemütlich für eine halbe Stunde auf unserer Couch und das Silvestergeknalle wurde weniger. Wir alle waren irgendwie müde und erschöpft von dem Silvesterausflug, so dass unser Besuch beschloss, sich langsam auf den Heimweg zu machen. Nachdem unser Besuch gegangen war, holte ich Waffle nochmal aus seiner Schlafbox raus. Er sah mich mit seinen süßen, dunklen Knopfaugen an, als ob er kein Wässerchen trüben konnte. „Hmm, was will die denn jetzt von mir, ich bin müde und war doch so lange unterwegs“, sagte Waffles Blick. Es half nicht, ich trug Waffle nochmal in den Garten, damit er Pipi machen konnte. Schließlich wollten wir morgen früh am Neujahrstag nach dem erlebnisreichen Tag ausschlafen. Gut, dass ich Waffle beigebracht hatte, auf Signal Pipi zu machen. Denn es war wieder eiskalt draußen. Danach tippelte Waffle verschlafen ins Wohnzimmer zurück. Andreas trug in der Zwischenzeit Waffles Box schon mal ins Schlafzimmer und Waffle und ich kamen nach. Er lief schnurstracks in seine Box und ich hörte ihn regelrecht in den Schlaf sinken. Ich machte mich noch schnell bettfertig und kuschelte mich dann auch zu Andreas ins Bettchen.

 

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Bettina Bumb - Coachin für Mensch + Hund - Expertin für Beagles & Jagdhunde - Life Trust Coachin, Kontakt: bettina@mitjagdhundenleben.de+

zertifizierte Organetikerin + Tierheilpraktikerin Ausbildung - Gesund auf 6 Pfoten Kontakt: bettina@gesund-auf-6-pfoten.de
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