Liebe Hundefreunde,
aus aktuellem Anlass möchte ich mich diesmal sehr gerne dem Thema "RÜCKRUF" und dem Thema "JAGDVERHALTEN" widmen. Wie Sie wissen, ist derzeit die Brut- und Setzzeit und es besteht in manchen Gebieten Leinenpflicht, um die Wildtiere zu schützen, die derzeit ihre Nachkommen austragen!
Es ist leider schon ein paar Mal, zwar nicht in unserer Region, vorgekommen, dass Wild zu Tode gehetzt wurde und das darf finde ich einfach nicht sein, denn die Wildtiere werden immensem Stress ausgesetzt.
Stellen Sie sich vor, wenn ihr Hund gehetzt werden würde, das fänden Sie sicherlich auch nicht so toll.
Gerade, weil Sie ihrem Hund möglichst viel Freilauf und Vertrauen geben möchten und entspannt die Natur mit ihrem Hund genießen wollen, denke ich, ist es von Wert, sich mit diesen beiden Themen zu beschäftigen. Es erleichtert ihnen und ihrem Hund den Spaziergang ungemein. Es reicht leider nicht aus, nur an der Rückrufbarkeit zu trainieren, denn es sind noch ein paar andere Punkte wichtig, die Sie im Alltag und im Zusammenleben mit ihrem Hund beachten müssen.
Hierzu gehören folgende Punkte:
- Konsequenz im Alltag
- Die Ausführung des Jagens/Hetzens verhindern
- Körperliche Auslastung ihres Hundes
- Alternativverhalten
- Impulskontrolle (bewegende Reize aushalten)
- Frühzeitiges Erkennen
- Rückruf und ggfs. Stopp
Gerne gebe ich ihnen hierzu ein paar Infos und Trainingstipps.
Konsequenz im Alltag, warum?
"Warum Konsequenz im Alltag?" Fragen mich anfangs viele Kunden. "Wenn mein Hund doch Jagen geht oder auch nicht gleich auf meinen Rückruf zurückkommt"
Hunde sind soziale Lebewesen und leben in einem Rudel oder Sozialverband. Wie in einer Familie auch, hat meist einer die Hosen an, sag ich jetzt mal so salopp. Sie kennen das sicher von der Kindererziehung, da gibt es auch Regeln und ihre Kinder haben sich daran zu halten. Hier ist ganz klar, dass Sie als Eltern ihren Kindern Regeln aufstellen und so ähnlich ist das beim Hund auch.
Überprüfen Sie einfach einmal, wie konsequent Sie bereits im Alltag mit ihrem Hund sind. Darf ihr Hund sich hinlegen wo er möchte? Oder haben Sie ihm Liegestellen, wie ein Körbchen, eine Decke oder eine Box eingerichtet. Hat sich ihr Hund die Liegestellen ausgesucht? Oder haben Sie diese festgelegt? Legt sich ihr Hund in sein Körbchen wenn er möchte? Oder schicken Sie ihn auf seine Liegestelle? Darf ihr Hund sich zu Hause oder im Garten frei bewegen, wie er möchte? Fordert er bei ihnen Streicheleinheiten ein, indem er zu ihnen kommt und sie anstupst? Streicheln Sie ihn dann? Bringt er ihnen ein Spielzeug, wenn er mit ihnen Spielen möchte? Wenn Sie hier viele Dinge mit JA beantworten, dann hat ihr Hund definitiv zuviel Freiheiten und trifft zu viel Entscheidungen. Beim Füttern ist es in der Regel bei den meisten Hundebesitzern so, dass sie hier konsequenter sind, ihm den Futternapf hinstellen und oft ihn auch absitzen lassen und dann durch ein Signal dem Hund die Freigabe zum Fressen geben.
Durch zu viele Entscheidung im Alltag wird ihr Hund Draußen auch von selbst entscheiden, dass er vielleicht erst zu Ihnen kommt, wenn Sie ihn das dritte Mal rufen. Wenn Sie im Alltag ihrem Hund beibringen, dass Sie die Entscheidungen treffen, dann wird ihr Hund auch Draußen besser abrufbar sein und sich mehr an ihnen orientieren.
TIPP ZUM Training im ALLTAG: Der Mensch agiert und der Hund reagiert! Führen Sie ein Freizeit-/Freizeichensignal zum Beispiel "Lauf" oder "OK" ein und lösen Sie jedes Signal auf. Wenn der Hund ein Signal auflöst, korrigieren Sie ihn. Ich denke das tun Sie auch, wenn Sie ihren Hund Draußen ableinen, dann sagen die meisten Hundebesitzer im Alltag auch etwas, dass die Hunde flitzen dürfen.
Hunde wurden gezüchtet, um zu jagen und werden es auch tun, wenn sie es können. Es geht also darum, dass der Jagdtrieb in "kontrollierte Bahnen" gelenkt wird. Hierzu brauch es als erstes die Konsequenz im Alltag. Warum soll mein Hund zu mir kommen, wenn ich ihn rufe, wenn er aber zu Hause machen kann was er möchte? Warum soll er Draußen denn zu ihnen kommen, er hat Sie zu Hause doch den ganzen Tag! Draußen auf einem Spaziergang im Wald, Feld oder auch den Weinbergen, gibt es doch so viel spannendere Dinge zu entdecken. Er checkt das Territorium ab, welcher Hund schon alles da war. Er schaut ob vielleicht eine nette Hündin schon unterwegs war oder aber ein Konkurrent, ein anderer Rüde. Oder aber er verfolgt Wildspuren und jagt oder hetzt diesen hinterher. Damit er keine Wildspuren mehr verfolgt, es sei den Sie führen ihren Hund jagdlich, dann kommen wir nun zu dem zweiten Punkt dem Alternativverhalten.
alternativverhalten, was ist das?
Wie Sie wissen, sind unsere Hunde gezüchtet worden um uns bei gewissen Aufgaben zu helfen. Früher hat der Jäger seinen Hund mit auf die Jagd genommen, damit er ihm hilft Spuren, zum Beispiel Hasenspuren zu verfolgen oder auch Blutspuren (Schweißspur), um das angeschossene Wild aufzufinden. Die Retriever zum Beispiel wurden explizit dafür gezüchtet, Enten aus dem Wasser oder auch aus dem Gebüsch zu holen sie dem Jäger zu bringen (Apportieren), nachdem der Jäger sie abgeschossen hat. Ein Hütehund, wie zum Beispiel eine Bordercollie oder auch Australian Sheperd wurde gezüchtet, damit sie die Schafe hüten und die Herden zusammenhalten. Damit ein Hund nicht mehr Enten, Hasen oder anderes Wild jagt oder aufstöbert, biete ich ihm ein Alternativverhalten an. Da haben Sie je nach Rasse oder Disposition des Hundes, viele Möglichkeiten. Einem Retriever zum Beispiel hat Spaß am "Apportieren" (Bringen eines Gegenstandes, wie einen Dummy, Futterbeutel, Ball oder auch sein Lieblingsspielzeug). Ein sogenannter Laufhund (Beagle oder eine Bracke) haben Spaß am verfolgen von Spuren. Hier kann ich den Hunden zum Beispiel Fährtenarbeit oder auch Mantrailing (Verfolgen von Menschenspuren) anbieten. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, ihren Hund auch auf dem gemeinsamen Spaziergang mit einem Alternativverhalten auszulasten und ihn kontrolliert Jagen zu lassen, und zwar nur, wenn Sie ihm es explizit über ein Signal wie "Such" oder "Bring" beispielsweise erlauben. Parallel dazu ist es auch wichtig, die Hunde körperlich auszulasten.
körperliche auslastung, was kann ich da machen?
Hier müssen Sie auch schauen, was habe ich für einen Hund und wofür wurde er gezüchtet. Es gibt auch hier mehrere Möglichkeiten. Sie sind sportlich und joggen, walken oder laufen gerne, dann nehmen Sie ihren Hund mit und gehen gemeinsam laufen. Wenn ihr Hund bei ihnen bleibt können Sie ihn gerne ohne Leine laufen lassen. Ansonsten empfiehlt sich ein Jogginggurt und eine Leine mit Rückdämpfer, damit Sie die Hände frei haben. Auch mit dem Fahrrad können Sie ihren Hund mal richtig schön rennen lassen. Achten Sie aber darauf, dass Sie hier eher im Gelände fahren, wo Sie weicheren Untergrund haben um den Bewegungsapparat des Hundes nicht allzu sehr zu belasten.
Zughundesport wie Carnicross oder auch vor das Fahrrad oder den Roller oder sogenannten Dog-Scooter, bietet sich auch bei vielen Hunden, wie zum Beispiel den Berner Sennenhund, Große Schweizer, Rottweiler, Dalmatiner, Labrador Retriever, weiße Schäferhunde, Weimaraner und die die nordischen Rassen wie Husky, Malamut etc. an. Hier zieht ihr Hund Sie und er läuft vor (sie benötigen ein Zughundegeschirr, Bauchgurt und eine Leine mit Rückdämpfer). Hier achten Sie bitte darauf, dass Sie sich an einen professionellen Trainer wenden, da es enorm wichtig ist, dass ihr Hund nicht überbelastet wird. Er kann Ihnen am besten sagen, welcher Zughundesport für Sie und ihren Hund das Richtige ist. In der Regel darf der Hund das 3fache Gewicht von sich ziehen. Bei mir wird das schon schwierig meine Beagles wiegen ca. 15 kg und das dreifache an Gewicht wäre hier 45 kg, da bringe ich schon ein bisschen mehr auf die Waage.
ausführung von selbständigem jagen verhindern und frühzeitiges erkennen
Jagen ist leider selbst belohnend. Damit sich ihr Hund nicht selbst belohnt, ist es immens wichtig, dass Sie die Ausführung verhindern. Hier bietet sich eine Schleppleine an. So können Sie ihrem Hund, je nach Länge trotzdem Auslauf und Bewegung bieten, verhindern aber, dass ihr Hund Jagen geht.
Wichtig hierbei ist auch, dass Sie lernen die Körpersprache ihres Hundes zu lesen, damit Sie frühzeitig erkennen, wenn ihr Hund Jagen gehen würde. Können Sie die Körpersprache ihres Hundes lesen, dann haben Sie die Chance ihn auch noch rechtzeitig zurückzurufen! Wenn ihr Hund jedoch auf einer Fährte ist und bereits Spurlaut oder auch Sichtlaut abgibt und dem Wild hinterherhetzt, werden Sie ihren Hund in der Regel nicht mehr zurückrufen können.
Die Jagdkette kann ihnen hier helfen, ihren Hund rechtzeitig abzurufen. Wenn Sie zum Beispiel einen Hütehund haben, werden Sie feststellen, dass er Anfangs immer die Beute fixiert und sich anschleicht, spätestens dann ist es wichtig, ihren Hund zurückzurufen und aus der Situation rauszuholen. Fixiert ihr Hund sehr lange, würde ich dies auch schon unterbinden. Haben Sie einen sogenannten Vorstehhund, wie zum Beispiel einen Weimaraner oder einen Magar Viszla? Dann können Sie oft beobachten, dass diese Hunde gerne stehen bleiben und eine Vorderpfote anheben, bevor Sie dann die Beute hetzen/jagen. Diese verschiedenen Phasen der Jagdkette kann ich mir beim Training zu Nutze machen. Wenn ich einen Hund habe der vorsteht oder stehen bleibt, kann ich im Training mit einem Stopp arbeiten und danach erst den Hund zurückrufen. Sie sehen, es ist also sehr wichtig zu wissen, welche Phasen der Jagdkette (Orten-Fixieren-Anpirschen-Hetzen/Jagen-Packen-Töten-Zerreißen-Fressen) ihr Hund zeigt.
Ist ihr Hund ein Sicht- oder Nasenjäger oder gar beides? All diese Punkte sind sehr nützlich und Sie können die Körpersprache beim Training mit ihrem Hund sinnvoll nutzen.
Impulskontrolle
Wie Sie wissen, ist es für Hunde immer schwierig bewegende Reize auszuhalten, das Reh springt aus dem Gebüsch und ihr Hund möchte hinterherhetzen. Auch dies können Sie trainieren, dass ihr Hund diesen Reizen widersteht, bzw. sie länger aushält. Hier arbeite ich gerne mit der Reizangel oder aber mit Apportiergegenständen, wie Dummys, Spielzeug oder auch dem Futterbeutel. Bevor Sie jedoch mit der Bewegung beginnen, sollten Sie ihrem Hund als erstes beibringen, dass er stehenbleibt bzw. ein Signal "Stopp" lernt. Dann fangen Sie langsam an mit bewegenden Reizen, zum Beispiel mit der Reizangel, zu trainieren. Das kann Anfangs zum Beispiel sein, dass Sie ihren Hund absetzen, entfernen sich von ihm und legen langsam einen Futterbeutel aus. Viele Hund reagieren schon, wenn Sie sich als Halter von ihm entfernen und wenn Sie einen spannenden Gegenstand in der Hand haben, reizt dass den Hund natürlich noch mehr, sich zu bewegen. Das sind kleine Übungen, die Sie täglich üben können, damit ihr Hund bewegende Reize lernt auszuhalten und lernt NICHT sofort auf jeden Reiz zu reagieren.
TIPP zur Reizangel: Die Reizangel ist ein tolles Trainingsgerät, wenn ich damit richtig umgehe. Bitte achten Sie hier immer darauf, dass der Gegenstand, der an der Reizangel hängt nicht zu schwer ist und dass Sie die Reizangel nie über dem Kopf des Hundes bewegen. Ein Hase springt ja auch nicht über ihren Hund, er würde eher Haken schlagen. Trainieren Sie auf weichem, möglichst ebenen Untergrund, zum Beispiel Rasen. Gerne können Sie sich aber hierzu ein Video anschauen.
Rückruf und stopp
Ein Rückruf baue ich in der Regel erst einmal in reizarmer Umgebung (zum Beispiel bei mir zu Hause im Wohnzimmer oder auch Garten) auf. Anfangs trainiere ich ohne Ablenkung und Reize und dann fange ich mit leichten Ablenkungen und Reizen an. Wenn Sie bisher ein Signalwort benutzt haben, wo der Hund gelernt hat, erst nach dem dritten oder vierten Mal zu kommen, empfehle ich Ihnen ein neues Signal einzuführen und den Rückruf noch einmal neu zu trainieren.
Viele Kunden von mir empfehle ich, einen Rückruf über die Pfeife aufzubauen, denn die Pfeife hat einen Vorteil, sie ist emotionslos. Viele Halter sind dann genervt und das merkt der Hund und ist dann oft nicht mehr so motiviert zurückzukommen. Seien Sie immer ruhig und nett und laden Sie ihren Hund ein. Das macht schon einen wesentlichen Unterschied. Trainieren Sie anfangs OHNE Ablenkung und wenn ihr Hund nicht gerade mit der Nase am Boden schnüffelt. Anfangs ist der Geruch dann doch noch spannender und ihr Hund wird nicht kommen. Achten Sie darauf, dass ihr Hund schon in ihre Richtung schaut und rufen Sie ihn dann. Nehmen Sie langsam Reize, wie zum Beispiel sein Lieblingsspielzeug dazu und legen es in der Nähe aus. Wenn ihr Hund kommt und nicht erst zu dem Spielzeug rennt, können Sie ihn als Belohnung dann hinschicken, das er ihnen das Spielzeug dann bringt. Es ist immer sehr wichtig, dass ihr Hund Jagen gehen kann, aber wenn Sie es ihm sagen. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, seien Sie kreativ und spannend, dann wird ihr Hund immer gerne zu ihnen kommen. Denn Sie gehen mit ihm gemeinsam Jagen und das fördert die Beziehung zu ihrem Hund und er wird sich mehr und mehr an ihnen orientieren.
Mein hund kommt trotzdem nicht und jagt
Es gibt Hunde mit einem sehr ausgeprägten Jagdtrieb wo ich auch mit viel, viel Training den Hund nicht vom Jagen abhalten kann, dann ist nur anzuraten, dass der Hund an der Schleppleine geführt wird und Sie hier konsequent die Ausführung verhindern. Gerade Hunde, die aus dem Tierschutz aus Jägerhand kommen und aussortiert wurden, haben oft eine sehr hohe ausgeprägte jagdliche Motivation durch den früheren Jagderfolg und diese Hunde lassen sich nicht immer auf das angebotene Alternativverhalten ein. Hier muss man schauen wie weit man mit einem Training kommt. Da gibt es nur zwei Alternativen: Ein Leben lang Spaziergänge mit Schleppleine oder gegebenenfalls eine Korrektur, wenn diese ethisch und moralisch vertretbar ist. Da Jagen ein normales Verhalten von Hunden ist, verbiete ich ja durch eine Korrektur ein artgerechtes Verhalten. Eine Korrektur kommt NUR in Frage, wenn der Hund mit dem Menschen kooperiert und in vielen Situationen ansprechbar ist. Hier lassen Sie sich bitte unbedingt von einem erfahrenen Trainer helfen, der beurteilen kann, ob eine Korrektur sinnvoll ist oder nicht, wenn ja, bauen Sie die Korrektur gemeinsam mit dem Trainer auf, der die Korrektur auch durchführt. Bitte machen Sie hier keine Selbstversuche, es könnte ihrer Beziehung zu ihrem Hund schaden.
und zum schluss
Haben Sie weiterhin viel Spaß beim Training und beim "gemeinsamen und kontrollierten" Jagen mit ihrem Hund und schauen Sie, dass Sie und ihr Hund Spaß an einem sogenannten Alternativverhalten wie zum Beispiel Mantrailing, Nasenarbeit, Apportieren oder auch Treibball haben.
Sie haben die Möglichkeit ihrem Hund viel Freiraum und Vertrauen einzuräumen, wenn Sie die Punkte Konsequenz im Alltag, die Ausführung de Jagens verhindern und das Jagen frühzeitig erkennen, ihm eine körperliche und artgerechte Beschäftigung anbieten und fleißig am Rückruf und Stopp trainieren, beherzigen.
Gerne unterstütze ich Sie dabei, wenn Sie möchten. Ich wünschen ihnen weiterhin viel Lebensfreude und Spaß mit ihrem Hund/en
Ihre Bettina Bumb
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