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Angst an Silvester

Weihnachten ist vorbei und es sind nur noch ein paar Tage bis Silvester!

 

Du hast einen Hund der Angst an Silvester hat. Und freust dich nicht wirklich auf diese besinnliche und schöne Zeit? Es bedeutet für dich Stress und Unsicherheit, weil es deinem Hund nicht gut geht? Dann kann ich dir gerne noch ein paar erste Hilfe-Maßnahmen und Tipps geben.

 

Welche Auslöser gibt es bei Hunden für Angst vor Feuerwerk? Es kann sein, dass dein Hund negative Erfahrungen über Schmerz oder ein Schreck gemacht hat. Viele Hunde sind unzureichend geprägt, das heißt sie haben in den ersten 8 – 12 Wochen nichts kennen gelernt und sie sind auch nicht sozialisiert. Es gibt aber auch Hunde, die haben einfach eine genetische Veranlagung.

Was ist bei einem Welpen zu beachten, wenn ich diesen in der Zeit zu Silvester bekomme? Welpen sind in den ersten Wochen sensibel und müssen dosiert an neue Umweltreize und Geräusche gewöhnt werden. Wenn du also eine große Silvesterparty feiern möchtest, empfehle ich dir, deinen Welpen erst nach Silvester vom Züchter abzuholen und ihn dann in den ersten Wochen auf die Umwelt, Geräusche etc. langsam zu gewöhnen. Dann kann das nächste Silvester kommen.

 

Welche Symptome entstehen beim Hund bei Angst? Körpersprachlich Hecheln und Zittern Hunde oft. Sie haben angelegte Ohren, eine geduckte Körperhaltung und einen Rundrücken. Die Rute (Schwanz) ist oft eingeklemmt. Der Hund hat große, geweitete Pupillen und der Blick ist häufig nicht fokussiert. Die Lefzen sind lang nach hinten gezogen und er hat eine Stressfalte. Ganz oft stellen Hunde auch ihre Nackenhaare hoch.

 

WEGE AUS DER ANGST
Angst wird im Gehirn in der Großhirnrinde programmiert und ist leider nicht löschbar, das macht ein Training leider so schwer und erfordert viel Geduld. Was aber gut ist. Man kann die Angst mit positiven Gefühlen und Informationen überlagern. Gerade wenn es wirklich „nur“ die Silvesterangst ist, solltet ihr euch vorweg erst einmal die Frage stellen ob ihr den langen Weg eines Trainings wirklich durchziehen könnt und wollt oder ob ihr ein paar Tage die Umgebung verlässt und da hin fahrt wo es ruhig ist. Das ist auf alle Fälle die stressfreiere Variante und der Aufwand ist gering im Gegensatz zu einem Training. Wenn ihr aber mit eurem Hund trainieren möchtet und eure und die Lebensqualität eures Hunds verbessern wollt, dann wählt am besten den Weg der Systematischen Desensibilisierung. Es geht hier darum, dass sich der Reiz (also ein Geräusch, Knallen, Böllern) von weitem ganz langsam annähert. Der Hund bleibt in seiner Ausgangsposition und wird mit einer Sache beschäftigt, die in ihm positive Gefühle auslösen. Finde eine Beschäftigungsform, die für deinen Hund das Größte ist. Das kann z. B. ein Futtersuchspiel sein, denn die Hunde jagen ja bekanntlich gerne. Warum nicht den Keksen hinterherjagen? Meine Beagles lieben das. Dies können aber auch Apportierübungen, Tricks und vieles mehr sein. Selbst Balljunkies dürfen ausnahmsweise auch hierbei mal mit dem Ball spielen. Die Alternativbeschäftigung wird als erstes allein mit dem Hund geübt, in verschiedenen Situationen und OHNE Geräusche. Ist dein Hund in den Situationen ansprechbar für die Alternativbeschäftigung und macht gut mit, kannst du dann mit Hilfe einer zweiten Person in weiter Entfernung, z. B. er bedient sich Hilfe eines Knallfrosches. Nimmt dein Hund das Geräusch wahr und zeigt aber kein ängstliches Verhalten und geht seiner Lieblingsbeschäftigung weiter wahr, hast du alles richtig gemacht. Diese Übung machst du und verringerst immer die Distanz, das Geräusch wird also immer lauter. Ist dein Hund aber für die Alternativbeschäftigung nicht ansprechbar, hast du den Trainingsschritt zu groß gewählt. Das sollte auf keinen Fall passieren. Das Training ist also immer richtig, wenn der Hund das Knallen registriert, aber noch keinen Ansatz von ängstlichem Verhalten zeigt. Die Distanzverringerung muss also sehr langsam und geduldig passieren. Achte hierbei genau auf die Körpersprache deines Hundes. Nimm später stetig lautere Geräusche hinzu, z. B. ein Händeklatschen, eine Schreckschusspistole etc. Erst am Ende steht das Zünden eines kleinen Knallkörpers. GANZ WICHTIG: Das Training zieht sich immer über Wochen und Monate.

 

WAS HILFT, WAS NICHT?
Ich möchte kurz auf die oft genannte „Geräusche CD“ eingehen. Sie enthält zahlreiche klassische Angst-Geräusche für Hunde wie Staubsauger- und Straßenlärm, aber eben auch Donner und Feuerwerke. Es wäre toll, sie effektiv verwenden zu können, denn so müsste man beim Abspielen einfach konstant den Lautstärkepegel höher drehen, um das Prinzip der Systematischen Desensibilisierung anwenden zu können. Bei manchen Hunden hilft dies, bei manchen aber auch nicht, da die Situation nicht wirklich reproduziert werden kann.

 

Weitere mehr oder weniger bekannte Hilfsmittel sind Pheromonstecker, -sprays oder -Halsbänder. Sie enthalten jene Beruhigungspheromone, die bei der Mutterhündin in der Welpenaufzucht ausgeschüttet werden. Es soll also ein Geborgenheitsgefühl entstehen. Die Wirkung dieser „Hilfsmittel“ ist nicht klar bestätigt, jedoch kann es nicht schaden sie auszuprobieren. Gleiches gilt für das Anziehen enger „Bodies“ für den Hund. Sie sollen, ähnlich wie bei Neugeborenen, durch das enge Wickeln, beruhigend einwirken. Stört es Ihren Vierbeiner nicht, so etwas grundsätzlich zu tragen, kann auch hier beim Versuch nichts schief gehen. Bei einem meiner Beagle, hat das in einer Angstsituation schon sehr geholfen.

 

Gänzlich abzuraten ist immer von Sedierungsmedikamenten. Sie führen nur dazu, dass der Körper „heruntergefahren“ wird, der Kopf aber alles mitkriegt und dann nur damit beschäftigt ist, gegen die Schwäche anzukämpfen.

Womit ich noch gute Erfahrungen bei meinen Beagles und Hunden im Training gemacht habe, sind mit Lichttherapiepflastern, die den Hund entspannen und beruhigen.

 

Der wichtigste Tipp aber ist, Sei ein starker Partner für deinen Hund. Nicht nur in der Angstsituation selbst, sondern im Alltag und im gemeinsamen Zusammenleben. Nur wenn der Hund dir in Alltagssituationen vertraut und dich ernst nimmt, vertraut er dir auch in Angstsituationen.

 

ERSTE HILFE MASSNAHMEN

Kauen & lecken:
Bevor es mit den Knallern so richtig losgeht, gib deinem Hund den größten Kauleckerbissen den du dir vorstellen kannst. Ein großes Rinderohr ist oft ein Highlight. Oder befülle einen KONG mit Hüttenkäse o.ä.. Das Lecken und Knabbern setzt Glückshormone frei und beruhigt den Hund automatisch.

 

Vorhänge zu, Musik an:
Kleinste Lichtreflexe von draußen können die Angstzustände bereits auslösen. Schließe daher - wenn möglich - Rollläden, Vorhänge oder Jalousien. Entspannende Musik (für dich), die in angenehmer höchstmöglicher Lautstärke abgespielt wird (für deinen Hund), dämpft so manche Knallgeräusche gut ab.

 

Rückzug bieten:
Bevorzugt es deinr Hund sich irgendwo zu verkriechen, sei es im oder unter dem Bett, in der Dusche oder doch lieber im Keller – gestatten es ihm und mach es ihm dort gemütlich. Sorgsam aufgebaut, kann übrigens auch eine eigene Box für deinen Hund eine geeignete Höhle sein.

 

Nicht trösten:
So leid dir dein Hund in der Situation auch tut, vermeide tunlichst, ihn zu trösten. Will er sich an Sie kuscheln, lasse das natürlich gern zu. Gerne kannst du ihn ruhig halten und ihm durch eine Massage ein positives Gefühl geben, was die Angst überlagert. Versuche aber nicht automatisch, ihm für jedes Bibbern gut zuzureden, das verstärkt seine Angst nur noch mehr, weil du es damit Besonders machst.

 

Auslasten & müde machen:
Versuche deinen Hund am Silvestertag bestmöglich auszulasten. Fahre tagsüber weit hinaus, um deinen Hund in der Stille und Ruhe nochmal ordentlich auszupowern. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Aber bedenke, dass die Knaller oftmals von weitem hörbarer sind als man denkt und gerade der Hund mit dem sehr guten Gehör nimmt diese aus weiterer Distanz wahr, als wir Menschen. Sichere den Hund bitte draußen mit Schleppleine und Geschirr und Halsband, falls er sich doch erschreckt und nicht fortlaufen kann. Das lese ich leider immer wieder, dass Hunde sich erschrecken und an Silvester entlaufen.

 

 

Beim Spaziergang richtig sichern:

Bitte Sichere den Hund draußen mit Schleppleine und Geschirr und Halsband, falls er sich doch erschreckt, dass er nicht fortlaufen kann. Das lese ich leider immer wieder, dass Hunde sich erschrecken und an Silvester entlaufen. Also bitte tut mir den Gefallen und passt ein zwei Tage vor, an Silvester und danach auf und sichert eure Hunde richtig!

Ihr habt Fragen oder benötigt unsere Hilfe? Wir sind sehr gerne für euch da, denn es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass ihr und eure Hunde den Alltag, Silvester und andere Feste und Feiern, wo es Feuerwerk und Geböllere gibt, so entspannt und stressfrei wie möglich zusammen erleben könnt.

Wenn Du an einem Training interessiert bist oder gerne zu meinem nächsten Themenvortrag "Angst vor Silvester" am Do. den 07.02.2019 teilnehmen möchtest, nimm gerne Kontakt zu mir auf.

Ich kann euch nur ans Herz legen, dass sich ein Training lohnt, damit ihr und eure Schnüffelnase entspannter und stressfreier auf die nächsten Jahresenden blicken könnt. 

 

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